Nachdem ich Euch vorgestern von meinen ersten Einblicken in Hundesportarten und andere Beschäftigunsmöglichkeiten berichtet habe, erzähle ich Euch heute von einem ganz besonderen Praktikum, das ich im Juli 2013 absolviert habe.
Während der Seminare mit Dorothée Schneider habe ich viele nette Kontakte knüpfen können, unter anderem auch mit Marion Unterluggauer, Staffelleiterin der Rettungshundestaffel Kreisverband Miesbach des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Zusammen mit Marion und ihren beiden Hunden Kendy (Labrador Retriever) und Jella (Bayerischer Gebirgsschweißhund) habe ich schon die Praktika im Schwarzwald absolviert. Dabei ist die Idee entstanden, dass ich mir doch die Arbeit und das Training der Rettungshundestaffel etwas genauer anschauen könnte. Da wir ohnehin Ende Juni/Anfang Juli einen Österreich Urlaub vorgesehen hatten, haben wir kurzerhand einen Abstecher ins schöne Oberbayern eingeplant. Vorher habe ich das noch schnell mit der ATM abgeklärt was ganz unbürokratisch und schnell von statten ging. 🙂
Anfang Juli war es dann so weit und ich bin mit Mann und Hunden bei Marion eingetrudelt. Nach einem sehr gemütlichen und netten Abend ging es dann am nächsten Morgen gleich zur Sache und ich durfte beim Training in der Flächensuche dabei sein. Interessant waren vor allem der unterschiedliche Ausbildungsstand der verschiedenen Hunde: vom geprüften Rettungshund mit langjähriger Erfahrung über den Hund in der Ausbildung kurz vor der Prüfung bis hin zum Anfänger in der Rettungsarbeit war alles dabei. Ich durfte mir also sowohl die ersten „Baby-Steps“ anschauen wie auch den Profis bei der Arbeit zuschauen.
Bei der Flächensucharbeit läuft der Hund frei und sucht ein abgestecktes Gebiet mit Hilfe seines Hundeführers ab. Dabei sucht er nach unspezifischen Personen, in diesem Fall in einem Waldgebiet. Er wird dabei immer wieder vom Hundeführer unterstützt und in verschiedene Richtungen geschickt, motiviert und verbal bestätigt. Die große Belohnung in Form von einer Leckerlie-Dose bekommt der Hund vom „Opfer“, nachdem er es erfolgreich aufgespürt und durch Bellen angezeigt hat. Der Hund darf das „Opfer“ nicht mehr verlassen und soll möglichst bellend bei ihm warten, bis der Hundeführer ankommt. Durch die Belohnung und das anschließende Bespaßen des Hundes durch das „Opfer“ lernt der Vierbeiner, dass es sich für ihn lohnt, während der Arbeit eine fremde Person im Wald aufzuspüren und anzuzeigen und dass das etwas ausgesprochen Tolles ist. Beeindruckend war für mich auch zu sehen, dass die Hunde das sehr wohl unterscheiden können, ob sie im Wald arbeiten, d.h. Personen suchen sollen, oder ob sie dort normal spazieren gehen. Unterstützt wird dies durch ein Arbeitsgeschirr, das nur bei der Suche angelegt wird wie auch durch spezifische Rituale und ein Einsatzkommando, das von Hund zu Hund, wie auch von Hundeführer zu Hundeführer verschieden ausfallen kann. Man kann sehr gut beobachten, wie die Hunde dann regelrecht in den Arbeitsmodus umschalten. Die Hunde arbeiten dabei zeitweise sehr selbstständig, deswegen ist es wichtig, dass der Hund sich auch mal von seinem Menschen lösen kann. Das ist nicht immer so einfach und sicher auch ein Thema, bei dem rassespezifische Besonderheiten mitspielen. Dazwischen durfte ich dann auch mal „Opfer“ spielen und es mir auf der Iso-Matte hinter Büschen gemütlich machen. Auch eine sehr spannende Sache.
Eine solche Arbeit mit dem Hund setzt natürlich voraus, dass dieser keine Angst vor fremden Menschen hat, sondern im Gegenteil, fremde Menschen von Anfang an als etwas Positives sieht und mit Spaß verbindet. Idealerweise prägt man den Welpen schon in den ersten Monaten in diesem Sinne, falls aus ihm später mal ein Rettungshund werden soll. Und genau bei diesem Teil der Arbeit durfte ich dann auch zuschauen und zusammen mit Jasper später dann auch ein wenig mit arbeiten: der zu dem Zeitpunkt halbjährige Border Collie-Rüde Blake von Daniela steht noch in den Kinderschuhen in Sachen Rettungsarbeit. Er soll wenn möglich viele fremde Personen kennen lernen, die ihn bespaßen, motivieren, im Spiel ab und an mal hinter einem Baum verschwinden und ihn anschließend belohnen. Die Rolle dieser fremden Person habe ich nur all zu gerne angenommen: mit Hunden im Wald spielen, ja das kann ich! 🙂
Kurz danach kam dann auch Jaspers großer Einsatz: Marion, Daniela und co. wollten dann mal austesten, wie gut sich Jasper als Rettungshund eignen würde und er durfte an diesem Teil des Trainings teil nehmen. Fremde Personen sind für ihn sowieso immer genial und ihn zu motivieren ist sicherlich eine der leichteren Übungen. Erst ist er mit Daniela zusammen durch den Wald geflitzt. Nach einer kurzen Zeit habe ich ihn dann am Geschirr festgehalten, während Daniela immer noch quietschend von ihm weggelaufen und sich irgendwo in Sichtweite versteckt hat. Jasper hat dann von mir das Kommando „Such!“ bekommen und ist ihr schnurstracks auf geradem Wege hinterhergeflitzt als gäbe es kein Morgen mehr. Es hat ihm und mir so viel Spaß gemacht. Und auch die komplette Mannschaft war begeistert von der Einsatzbereitschaft und der Freude, mit der Jasper dabei war! Ein Bully bei der Rettungshundeprüfung, DAS wäre doch mal was! 😉
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Am nächsten Tag war ich dann bei einem ganz anderen Training mit dabei: Mantrailing. Im Gegensatz zum Flächensuchhund läuft der Mantrailer nicht frei sondern ist angeleint an einem speziellen Trailgeschirr. Dieses spezielle Geschirr ist deshalb so wichtig, weil der Trailer während seiner Sucharbeit Zug aufbaut und den Hundeführer quasi hinter sich her zieht. Das Verletzungsrisiko wird so minimiert und der Hund wird durch das spezielle Geschirr nicht bei der Atmung behindert. Ein zweiter ganz wesentlicher Unterschied zur Flächensuche ist, dass der Hund diesmal nicht eine unspezifische Person sucht, sondern eine ganz spezifische, von der es eben auch eine Geruchsprobe gibt, die dem Hund in einer Plastiktüte zum Schnüffeln bereit gestellt wird. Hat der Hund den Geruch aufgenommen, erfolgen Ritual und Kommando zum Beginn der Sucharbeit.
In der Gruppe, die ich begleiten durfte, waren bis auf Marions Jella keine angehenden Rettungshunde dabei und das Training war daher eher Freizeit orientiert. Auch hier gab es unterschiedliche Rassen und Ausbildungsstände. In einer gestellten Trainingssituation tütet das „Opfer“ ein von ihm getragenes Kleidungsstück ein, das dem Hund dann als Geruchsprobe zur Verfügung gestellt wird. Die Probe muss rein sein, d.h. niemand anders aus der Trainingsgruppe und schon gar nicht der Hundeführer dürfen das Kleidungsstück berühren um die Probe nicht zu verfälschen. Nachdem der Hund im Sucharbeitsmodus ist, versucht er die Spur des „Opfers“, das sich versteckt hat, aufzunehmen und bis zum Schluss zu verfolgen. Hier kann man natürlich den Schwierigkeitsgrad variieren, je nach Ausbildungsstand des Hundes: Länge der Strecke, Kreuzungen, Gelände, sog. Verleitungen durch andere Personen, usw. Auch das Wetter spielt eine große Rolle: die Geruchsspur wird selbstverständlich durch Witterungseinflüsse wie Regen oder Wind beeinflusst.
Es war wiederum sehr interessant die unterschiedlichen Hunde bei der Arbeit zu beobachten. Es ging durch Siedlungen, über Hauptstraßen, an Gleisen und Parkhäusern vorbei. Wir sind fremden Personen, spielenden Kindern und anderen Hunden begegnet. Die Hunde dürfen sich bei ihrer Arbeit natürlich nicht ablenken lassen und versuchen die Spur bis zu ihrem Ende zu verfolgen. Gelingt das, bekommen sie genau wie bei der Flächensuche die Belohnung vom „Opfer“.
Jella, die kurz vor der Prüfung zum Rettungshund steht, durfte ich am Vortag schon bei der Arbeit im Wald bewundern. Dieser Hund hat das Glück, genau das ausüben zu dürfen, was ihr liegt und was der Rasse entgegen kommt: Nasenarbeit. Man sieht wie sie darin aufgeht und wie zielstrebig und entschlossen sie ihre Spur verfolgt. Beeindruckend! Ich bin mir sicher, dass das gute Training sich im Herbst auszahlen wird, wenn sie ihre Prüfung macht und ich drücke ihr und Marion natürlich kräftig die Daumen.
Am letzten Tag in Oberbayern erwartete uns dann etwas ganz Besonders. In Bad Wiessee (am Tegernsee) beim 60-jährigen Jubiläum der Wasserwacht hatte die Rettungshundestaffel Miesbach auch ein Gastspiel. Mehrere Vorführungen standen an, unter anderem eine Abseilaktion über Wasser mit Hund. Auf den Fotos könnt Ihr Marion mit Kendy sehen:
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Es war beeindruckend zu sehen, wie entspannt Kendy in der Luft war. Man kann sich ein Bild davon machen, wieviel Vertrauen zwischen Hund und Mensch nötig ist, damit eine solche Aktion so souverän von statten gehen kann.
Es gab dann auch noch eine Vorführung, bei der die Rettungshundestaffel ein paar Einblicke in das Training und die Einsätze gegeben hat. Von Grundgehorsamsübungen, über Suchaktionen auf dem Feld bis hin zu kniffeligen Kletteraktionen war alles dabei. Die Hundeführer und ihre 11 Hunde haben in ruhiger Atmosphäre untereinander den Zuschauern ein spannendes und lehrreiches Spektakel geboten.
Die 3 Tage bleiben für mich unvergesslich. Ich habe so viel dazu gelernt nette Menschen getroffen, wahre Gastfreundschaft erfahren und noch dazu ist mein Interesse an der Sucharbeit geweckt worden; ich werde noch in diesem Herbst in einige Fun-Kurse herein schnuppern, die in diese Richtung gehen und meine Hunde sich selber ausprobieren lassen. 🙂
Ich bedanke mich bei der kompletten Rettungshundestaffel Kreisverband Miesbach für diese tolle Zeit, die vielen Fragen, die mir beantwortet wurden und für die Freundlichkeit, mit der ich bei Euch aufgenommen worden bin, insbesondere bei Marion, Daniela, Karin, Heike und Andi. Ich bewundere Eure Leidenschaft und die Zeit, die Ihr in diese tolle Sache investiert und wünsche Euch und den Menschen, die noch auf Eure Hilfe angewiesen sein werden, noch viele erfolgreiche Einsätze.